Ausbeutung für der Deutschen liebste Frucht

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Arbeiter auf einer Plantage bei Guayaquil in Ecuador hängen Bananenstauden an ein Transportsystem.
 

Ecuador
Das wichtigste Lieferland für die Bananen in deutschen Supermärkten ist Ecuador. Die Billigangebote in unseren Regalen gehen auf Kosten der Arbeitskräfte auf den Plantagen – ihnen werden grundlegende Rechte
vorenthalten.

Riesige grüne Parzellen erstrecken sich in den ländlichen Gebieten des Kantons Baba zu beiden Seiten der Landstraße. Es ist heiß und viele Kulturen wachsen hier, doch ins Auge stechen scheinbar endlose Reihen von Bananenstauden. Die Fruchtstände sind in Plastik gehüllt, das sie vor Insekten und vor Beschädigung durch die scharfkantigen Blätter schützt.

Auf einem Gehöft in der Gemeinde El Bejucal Chone leben unweit des Landguts La Julia, die der Exportfirma Noboa gehört, mehrere Arbeiter mit ihren Familien. 46 Arbeitnehmer dieser Plantage wurden im vergangenen Jahr entlassen, darunter der 59-jährige Francisco Mariscal. Mutlos und mit traurigem Blick erzählt er vom härtesten Schicksalsschlag in seiner 24 Jahre währenden Tätigkeit auf diesem Gut: dem Verlust seines rechten Auges im März 2018. „Ich schnitt gerade den Stiel des Fruchtkörpers an einer Staude ab, als sich im Gestrüpp ein Blatt löste und mir mit seiner scharfen Kante das Auge zerkratzte. Ich ging zu den Chefs, doch sie sagten, ich solle weiterarbeiten.“

Nach einigen Tagen schmerzten sein Auge und der Kopf so sehr, dass Francisco nicht mehr arbeiten konnte. Doch es vergingen mehrere Tage, bis er im öffentlichen Krankenhaus behandelt wurde, sagt er; dann erklärten ihm die Ärzte, dass sich seine Netzhaut abgelöst hatte und er nicht rechtzeitig behandelt worden sei. Zweieinhalb Monate später wurde er operiert, was aber den Verlust seines Auges nicht verhindern konnte.

Francisco sollte seine Arbeit im September 2018 wieder aufnehmen. Er erinnert sich, dass er vier Monate auf der Plantage Müll einsammelte und dann wieder die Tätigkeit zugewiesen bekam, die ihn sein Auge gekostet hatte. Schließlich wurde er entlassen. Francisco hat noch immer keinen Cent von seiner Schlussabrechnung erhalten und keine Entschädigung für seinen Arbeitsunfall. Ein Neuanfang auf einer anderen Plantage ist wegen seiner Sehbehinderung unmöglich und auch, weil die niemanden einstellen, der älter als 55 Jahre ist. Da er nicht lesen und schreiben kann und keine Fertigkeiten für andere Berufe gelernt hat, hat er auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Er, sein 15 Jahre alter Sohn und seine Frau leben jetzt von 20 bis 30 Dollar wöchentlich, die seine Frau mit dem Verkauf von Essen verdient.

Es fehlen noch fünf Monatslöhne

Wenige Kilometer entfernt zwischen Häusern, die an die Hacienda Otoño der Firma Otisgraf grenzen, spielt José Mora Márquez mit Kindern des Ortes. Er nähert sich schüchtern und lächelt ohne Unterlass. Seine Cousine Verónica Sánchez Márquez erzählt, dass er nach zehn Jahren Arbeit auf dem Gut entlassen wurde und noch immer täglich dorthin zurückgeht und um Arbeit bittet. Er vermisse seine Freunde und sei traurig.

José ist 43 Jahre alt und hat das Downsyndrom. „Damals gab es ein Gesetz, wonach in jedem Unternehmen zwei oder drei behinderte Menschen arbeiten mussten, deshalb ließen sie ihn arbeiten“, erinnert sich Verónica. Damals, 2009, hieß das Gut noch La Carolina und Josés Arbeit war zunächst, Bananenblüten zu schneiden. Unter dem ersten Besitzer der Plantage ging sein Arbeitstag von sechs Uhr früh bis drei Uhr nachmittags und er bekam den gesetzlichen Mindestlohn (der lag 2010 bei 240 US-Dollar monatlich, 2019 bei 394 Dollar).

Süße Frucht mit bitterem Beigeschmack

Jeder Deutsche verspeist im Durchschnitt elf Kilo Bananen im Jahr. Das wichtigste Anbauland für den hiesigen Markt ist Ecuador: Von insgesamt 1,25 Millionen Tonnen importierter Bananen kamen dem Statistik- ...

Als die Hacienda einen neuen Besitzer hatte, arbeitete er montags bis freitags von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Er kam zufrieden nach Hause, obwohl er nur noch 140 US-Dollar im Monat verdiente. Einen Gehaltszettel mit Details zu seinen Einkünften und Abzügen erhielt er nie. „In der ersten Monatshälfte bezahlten sie ihn und in der zweiten nicht“, sagt Verónica. „Als wir bei dem Gut nachfragten, sagten sie uns, das sei alles, was er verdient habe.“ José wurde im Oktober 2018 entlassen, als die Hacienda wieder den Besitzer wechselte.

Das Gut schuldet José noch fünf Monatslöhne. Ähnlich geht es 44 anderen Arbeitern, die das Gut bei der Gewerbeaufsicht in Los Ríos angezeigt haben; diese Behörde untersteht dem Arbeitsministerium. Laut Jorge Acosta, dem Koordinator der Ecuadorianischen Gewerkschaft der Bananen- und Landarbeiter ASTAC, weigert sich Otisgraf, der neue Besitzer des Landguts, die Lohnschulden seines Vorgängers anzuerkennen.

Viele Arbeiter haben keine formalen Arbeitsverträge

Der Bananenanbau gehört zu den wichtigsten Wirtschaftstätigkeiten, von denen die Leute hier leben. Baba ist einer der 13 Kantone von Los Ríos – das ist jene Provinz, die im Bananenanbau landesweit führend ist. Aus Los Ríos kommen laut dem Landwirtschaftsministerium 38 Prozent der nationalen Produktion. Und Ecuador ist der größte Exporteur von Bananen weltweit. Von Januar bis November 2019 wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums über sechs Millionen Tonnen Bananen im Wert von fast drei Milliarden US-Dollar ausgeführt. Ihr Anbau schafft im Land direkt zwischen 180.000 und 200.000 Arbeitsplätze, indirekt leben fast zwei Millionen Menschen davon.

Autorin

Katy Erazo

ist Journalistin in Ecuador.
Der Verkauf von Bananen bringt den großen Produzenten und Exporteuren sowie der Staatskasse Einnahmen – doch die Kehrseite ist die übermäßige Ausbeutung der Arbeitskräfte. Eine Umfrage des Instituts für Ecuadorianische Studien unter 120 Arbeitern von Bananenplantagen in den Provinzen Los Ríos, Guayas und El Oro hat 2018 ergeben, dass mehr als zwei Drittel keine formalen Arbeitsverträge hatten, sondern es nur mündliche Vereinbarungen gab.

Aus Los Ríos haben knapp 20 Arbeiter an der Erhebung teilgenommen. Viele davon hatten keinen schriftlichen Arbeitsvertrag. Sie wissen nicht, ob sie den vorgeschriebenen Mindestlohn und andere gesetzlich vorgesehene Leistungen erhalten wie Mitgliedschaft in der Sozialversicherung, Bezahlung von Überstunden, Weihnachts- und Schulgeld oder Urlaub. Auch wer einen Vertrag unterzeichnet hatte, kannte oft die Konditionen nicht, berichteten die Arbeiter – entweder weil sie nie eine Ausfertigung erhalten hatten oder weil sie nicht lesen konnten. Daher können sie nicht beurteilen, ob ihre Vergütung der Arbeitsleistung entspricht.

Oft wird auch der Jahresurlaub trotz der formalen Vereinbarungen verweigert, berichten ehemalige Arbeiter der Plantage La Julia wie Moisés Torres: „Vergiss es, sagten uns die Chefs, hier gibt es keinen Urlaub.“ Es war üblich, dass man zwar bezahlten Urlaub bekam, aber trotzdem in der Zeit zur Arbeit antreten musste. Weil er sich einer Gewerkschaft anschloss, wurde er entlassen, berichtet Torres.

Arbeiter anderer Plantagen erzählen, wie Urlaub genutzt wurde, ihre Einkünfte zu schmälern: „Für den Urlaub ziehen sie uns das ganze Jahr über 28 Dollar vom Monatslohn ab und geben uns dieses Geld, nachdem wir aus den Ferien zurückgekehrt sind.“ Dabei ist der Arbeitgeber verpflichtet, dem Arbeitnehmer das Urlaubsgeld zusätzlich zum Lohn und vor dem Urlaub zu geben. Den Missstand, den die Unternehmer und Behörden gerne unter den Teppich kehren, bestätigt ein Bericht über das dreizehnte Monatsgehalt, den das Unternehmen Reybanpac 2018 an das Arbeitsministerium versandt hat. Dort findet sich auch die Beobachtung, dass zahlreiche Bananenarbeiter mehr als 300 Tage im Jahr arbeiteten. Ein Extremfall ist der von José Zambrano: Er arbeitete in einem Jahr an 360 Tagen.

Es kommt auch immer wieder vor, dass Arbeiter weniger als den monatlichen Mindestlohn bekommen und dann mit Nebentätigkeiten ihre Einkünfte aufbessern. Im Bananenanbau ist es üblich, die Arbeit nach Leistung zu vergüten; das bedeutete das Einkommen eines Beschäftigten schwankt je nachdem, wie groß der Arbeitsbedarf des Unternehmens gerade ist.

Die Arbeitszeit kann 12 Stunden täglich überschreiten

Der Job des 37-jährigen Daniel Yépez ist es, auf der Plantage El Primor die Fruchtstände in Tüten aus Polyethylen zu hüllen. Yépez ist offiziell für neun Hektar Land verantwortlich, tatsächlich sind es mehr als zehn, also mehr als ein Quadratkilometer. Jede Woche muss er 500 bis 600 Fruchtstände einhüllen. Schafft er das nicht, muss er auch samstags arbeiten. Sein Verdienst erreicht nicht immer 400 Dollar – und auch damit könne er seine Familie nicht unterhalten, da er zwei Kinder hat und seine Frau nicht berufstätig ist, sagt er. Deshalb baut er während zwei oder drei Monaten im Jahr Reis oder andere Nutzpflanzen mit kurzer Vegetationsperiode an, um sein Monatseinkommen auf 500 Dollar zu erhöhen.

Die Lage der Bananenarbeiter zu erkunden ist, als reise man zurück in frühere Jahrhunderte. Sie arbeiten sechs Tage in der Woche von morgens sechs Uhr bis nachmittags 16 oder 17 Uhr. Zur Erntezeit wird auch am Sonntag gearbeitet, und die Arbeitszeit kann zwölf Stunden täglich überschreiten. Vorgesehen sind in Ecuador eigentlich Arbeitstage von acht Stunden und ein Maximum von 40 Wochenstunden.

Viele Arbeiter haben bereits als Kinder oder Jugendliche begonnen, auf den Bananenplantagen zu arbeiten. Wenn sie in den Jahren, in denen sie die Stauden entlauben, Fruchtstände in Tüten hüllen, Blüten schneiden oder Früchte auswählen, ein Auge, eine Hand oder einen Arm verlieren, erhalten sie zwar medizinische Versorgung, sofern sie das Glück haben, sozialversichert zu sein. Aber wenn sie Medikamente oder andere Therapien brauchen, beginnen die Probleme. Arbeitgeber erwarten nicht nur, dass Arbeiter ihre krankheitsbedingten Fehltage ausgleichen. Sie müssen auch mit Abzügen bei der Vergütung rechnen, sodass ihr Verdienst am Monatsende oft unter dem gesetzlichen Mindesteinkommen liegt.

Pestizide werden während der Arbeitszeit versprüht

Gesundheitsschäden ergeben sich nicht nur bei Unfällen. Alle befragten Arbeiter berichten, dass Schädlingsbekämpfungsmittel aus dem Flugzeug versprüht werden, während sie auf der Plantage arbeiten und sogar während ihrer Mittagspausen. Die Ecuadorianische Agentur zur Sicherung der Qualität in der Landwirtschaft legt fest, dass erst zwölf Stunden nach solch einem Chemikalieneinsatz wieder auf der Plantage gearbeitet werden soll. Doch die Arbeiter und ihre Familien beschreiben, dass sie eine oder zwei Stunden danach wieder arbeiten müssen, wenn der Geruch etwa vom Pestizid Mancozeb noch in der Luft hängt. Oft werden auch Wohngegenden mit Chemikalien besprüht.

Die 20-jährige Vanesa Bravo lebt zusammen mit 40 Familien neben einer Plantage bei El Verjel. Es ist Samstag. Während sie mit Familienmitgliedern vor dem Haus sitzt, fliegt ein kleines Flugzeug über der Straße hin und her. Zwar wird der Ausstoß der Chemikalien fast immer gestoppt, wenn das Flugzeug über die Grenze der Bananenplantage hinausfliegt, aber der von ihm produzierte Luftstrom trägt die Mittel noch 15 oder 20 Meter weiter.

Vanesa versichert, dass diese Substanz zweimal wöchentlich über ihren Häusern, ihren Höfen und ihrer Wäsche versprüht wird. „Die Flüssigkeit tropft hier herab, dabei gibt es hier doch so viele Kinder. Mein Sohn ist drei Jahre alt, ich musste ihn zum Arzt bringen, weil er weiße Flecken an den Beinen hat. Der Arzt verschrieb ihm Cremes, die er seit ein paar Monaten benutzt. Sie helfen aber nicht.“

Unmöglich, starke Gewerkschaften zu bilden

Das staatliche Ombudsamt, das mit dem Schutz der Menschenrechte betraut ist, hat im Oktober und November 2018 gemeinsam mit dem Umwelt- und dem Gesundheitsministerium zweimal das Gebiet der Hacienda Otoño inspiziert; es ging um Umweltauswirkungen des Chemika­lieneinsatzes. Den Technikern des Umweltministeriums wurde der Zutritt zu der Plantage verwehrt. Als es ihnen gelang, die Untersuchung im Dezember durchzuführen, stellte das Ministerium fest, das Personal des Guts wisse nicht, ob es für die Umwelteingriffe eine Genehmigung habe oder nicht. Bewohner der Kooperative La Venganza im Kanton Baba, deren Gebäude an die Hacienda grenzen, gaben an, die Schutzzonen beim Chemikalieneinsatz würden möglicherweise missachtet und sie nicht immer vor den Sprühflügen gewarnt.

Den Gewerkschaften werden trotz der großen Fortschritte im ecuadorianischen Arbeitsrecht in der Praxis Steine in den Weg gelegt. Jorge Acosta sieht die Hauptursache für die schlechten Arbeitsverhältnisse darin, dass es unmöglich ist, starke unabhängige Gewerkschaften zu bilden. Damit sei der Verletzung von Menschenrechten Tür und Tor geöffnet.

Acosta koordiniert die ecuadorianische Gewerkschaft der Bananen- und Landarbeiter ASTAC mit 2000 Mitgliedern. Diese erste Vereinigung der Bananenarbeiter des Landes entstand 2009, als sie in den USA die Folgeschäden des Chemikalieneinsatzes anprangerte. Der Aktivist sucht die öffent­liche Auseinandersetzung und ist auch Vorsitzender des ecuadorianischen Beirats für das Handelsabkommen mit der Europäischen Union (Ecuador ist 2016 dem Abkommen der EU mit Peru und Kolumbien beigetreten).

Die Regierung weigert sich seit 2014, ASTAC als Branchengewerkschaft für alle Bananenarbeiter anzuerkennen. Das verstößt gegen Abkommen Ecuadors mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die empfohlen hat, ASTAC anzuerkennen. Und es missachtet die Klausel zur nachhaltigen Entwicklung im Abkommen mit der EU, betont Acosta, denn nach dieser Klausel soll das Recht garantiert sein, Arbeiterorganisationen zu bilden. Acosta ist wegen seiner Arbeit zur Zielscheibe von Verfolgung geworden; vor zwei Jahren wurde er mit dem Tod bedroht.

Mangelhafte Kontrolle der Unternehmen

Laut Acosta haben Unternehmen nach der Entstehung von Gewerkschaften eigene, ihren Interessen dienende Gremien im Betrieb geschaffen. Die multinationalen Unternehmen Dole und Reybanpac hätten mit Betriebsräten Verträge geschlossen, die einen Rückschritt hinter gesetzliche Rechte darstellten. Er kritisiert, dass die Betriebsräte Tagessätze bereits als Errungenschaft betrachteten. Dass diese Betriebsräte eine Farce sind, zeige auch ihr Schweigen angesichts von Entscheidungen über den willkürlichen Einsatz von Pestiziden beim Bananenanbau.

Acosta weist auch darauf hin, dass die Unternehmen diverse Ministerabkommen unterstützten, wonach Bananenarbeiter einer saisonalen Tätigkeit nachgehen; damit lassen sich Gehälter unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns rechtfertigen. Das Arbeitsrecht erlaubt bei nicht dauerhaften Beschäftigungen auch stunden- und tageweise Bezahlung. „Aber nach Studien ist die Banane eine mehrjährige und intensive Dauerkultur“, betont Acosta. „Wir haben gezeigt, dass die großen Bananenplantagen das ganze Jahr über arbeiten, bis zu zwölf oder fünfzehn Stunden täglich, an fünf oder sechs Tagen die Woche, auch an Feiertagen.“

Für Acosta wollen weder die Behörden noch die Unternehmen die Rechte der Bananenarbeiter wirklich schützen. In der Regierung waren schon Unternehmer aus dem Bananengeschäft vertreten wie Raúl Ledesma, der Arbeitsminister war und nun das Amt des Umweltministers innehat – beides wichtige Ressorts für den Agrarexportsektor und besonders Bananen.

Europäische Supermärkte sind mitverantwortlich

Die mangelhafte Kontrolle zeigt sich im Fehlen wichtiger Institutionen. Laut Leonardo Jiménez, Anwalt bei ASTAC, gibt es in der Provinz Los Ríos gerade einmal vier Behörden für Gewerbeaufsicht, die für tausende Unternehmen und Arbeiter zuständig sind. Im Bananensektor beschäftigen laut Jimenez allein die Haciendas von Reybanpac, von der Noboa-Gruppe, von Omar Juez, von der Manobanda-Gruppe und von Cobanfin zusammen etwa 20.000 Arbeiter. Die Aufsichtsbehörden können von sich aus oder nach Anzeige tätig werden, aber sie reagieren manchmal nicht einmal auf Anzeigen aus der Arbeiterschaft.

Acosta macht die europäischen Supermärkte mitverantwortlich dafür, ob die Menschenrechte auf den Plantagen eingehalten werden, deren Bananen sie kaufen. In der Vermarktungskette legen die Supermarktketten Niedrigpreise fest ohne Rücksicht auf die Folgen, erklärt er: „So wie historisch gesehen das Unternehmertum die Rechte der Arbeiter nicht geschützt hat, so leidet es auch jetzt nicht selbst unter Preissenkungen. Sie werden auf die Arbeiter abgewälzt, deren Armut und Ausbeutung zunehmen.“ Die Supermärkte und die großen Erzeuger- und Exportfirmen des Bananensektors folgen letztlich derselben Logik, sagt der Gewerkschafter: der des Unternehmertums.

Mehrere Gruppen aus der europäischen Zivilgesellschaft halten es für erforderlich, dass der nachhaltigen Bananenproduktion ein Verhaltenskodex zugrunde gelegt wird, fügt Acosta hinzu. Sie wollten auch, dass die Lieferanten der Supermärkte nach bestimmten Maßstäben bewertet werden. Aber diesen Initiativen fehle die Unterstützung seitens der europäischen Regierungen.

Aus dem Spanischen von Julia Lauer.

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erschienen in Ausgabe 3 / 2020: Schuften für den Weltmarkt
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